Der Drachenreiter 14-1-2004
Der Drachenreiter von Cornelia Funke In einem verlassenen schottischen Tal leben die letzten Drachen der Erde. Doch die Ruhe ist trügerisch. Stimmt es wirklich, dass die Menschen kommen wollen, um das Tal zu überfluten? Die Drachen, die sich hierher zurückgezogen haben, beratschlagen, was zu tun ist. Nur Lung, ein junger, mutiger und abenteuerlustiger Drache folgt dem Rat des weisen Schieferbart und macht sich auf, den Saum des Himmels zu suchen, die ursprüngliche Heimat der Drachen. Doch nicht nur er und das Koboldmädchen Schwefelfell sind dorthin unterwegs. Auch der geheimnisvolle Goldene Drache hat schon seine Spione auf die Suche geschickt.
Mit einer Flucht beginnt für den Drachen Lung und die Koboldin Schwefelfell die gefährliche Reise in den Himalaja, wo die letzten Drachen wohnen. Immer auf der Hut vor den Menschen oder anderen übel gesonnenen Fabelwesen, fliegt Lung bei Nacht und versteckt sich am Tage. Doch wohin soll er fliegen? Wo liegt dieser Himalaja? Ohne Hilfe wird die Reise schwer! Zum Glück sind ihnen jedoch nicht alle Menschen übel gesonnen. Ben, ein kleiner Waisenjunge hilft Lung und Schwefelfell und darf als Drachenreiter die beiden begleiten. Ihr Weg führt sie einmal über die ganze Welt und von einem Abenteuer in das nächste; ständig gejagt von Nesselbrand, der sich nichts sehnlicher wünscht, als endlich wieder Drachen jagen zu können.
Cornelia Funke hat sehr schöne Arbeit geleistet. Jeder Charakter ist toll ausgearbeitet, hat seinen eigenen Sprachstil, Gewohnheiten, Fähigkeiten und Macken. Jeder Ort ist sehr individuell, erzählt eine eigene kleine Geschichte von seinen Einwohnern und Gebräuchen und macht die Welt lebendig! Zwar liegt mein Hauptaugenmerk (wie immer) auf dem Drachen selbst, jedoch ist die Vielzahl der verschiedensten Fabelwesen hervorzuheben, die die Welt bevölkern und Lungs Weg kreuzen. Jedes einzelne birgt eine Überraschung, ist neu und aufregend. Der Drache Lung selbst ist ein, kleiner, silberner Drache und erinnert stark an gute Drachen wie Fuchur oder Tabaluga. Sein Feuer heilt alle Wunden und sein Naturell ist ruhig, ausgeglichen und freundlich Der Ausgleich zu Lungs ruhigem Ying ist das aufbrausende Yang in Gestalt des Koboldmädchens Schwefelfell. Sie ist frech, aufmüpfig, chaotisch und streitsüchtig, was sie jedoch auch gleichzeitig liebenswert macht. Ganz aus der Art schlägt hingegen der Junge Ben. Dieser hat eigentlich eine untergeordnete Rolle für den Fortlauf der Geschichte, stellt aber somit den Leser dar. Ohne viel Eingriffsmöglichkeiten in die Handlung, aber trotzdem immer mitten drin!
Der Drachenreiter ist ein wunderschönes Kinderbuch, das mit spannenden Momenten, lustigen Dialogen und abwechslungsreichen Schauplätzen nicht geizt. Das typische Schema eines von Drachen handelnden Kinderbuches- einen Drachen zu finden und ihn zum Freund zu bekommen- wird gut abgehandelt und wirkt nicht eine Sekunde abgenutzt oder von anderswo bekannt. Man erkennt auf jeder einzelnen Seite, dass sich die Autorin nicht nur ordentlich Gedanken und Mühe gemacht hat, um Ihre Charaktere aufzubauen und untereinander zu verknüpfen, sondern auch eine schöne ,teils richtig düstere Stimmung aufbaut, ohne stilistisch bei anderen Fantasiegrößen abzukupfern. Dabei bleibt das Buch stets kinderfreundlich und erstaunlich blutfrei. Der Drachenreiter ist ein Kinderbuch, ohne Frage, aber ich kann es nur jedem Drachenliebhaber empfehlen. Anschließend schaut man sich zu gern noch einmal genauer um, ob nicht eventuell doch irgendwo ein Drache, Zwerg oder eine Fee sitzt.
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