Demon Stone
In dem Universum der Forgotten Realms von Wizards of
the Coast sind natürlich am besten Computerspiele der
Marke "Baldur’s Gate" oder "Neverwinter Nights"
vorstellbar – schließlich setzen diese das zugrunde
liegende D&D-Regelsystem nur für den Computer um. Dass
es auch anders geht, beweist "Demon Stone" von Atari.
Hier hat man sich sehr offensichtlich von EAs
erfolgreicher Filmumsetzung "Die Rückkehr des Königs"
inspirieren lassen. Entsprechend ist "Demon Stone" ein
reinrassiges Klick-and-Kill-Spiel geworden, bei dem
die Action im Vordergrund steht und das
Charaktersystem des Rollenspiels einen sekundären
Stellenwert hat.
Am Anfang nimmt man die Rolle des Kriegers Rannek ein,
der sich mitten in einer Schlacht in Vaasa wieder
findet. Ohne Tutorial geht es gleich los und kleinere
Gegnerhorden stürmen auf dem Schlachtfeld heran,
dessen Kameraperspektive stets vorgegeben ist. Daran,
sowie an dem Speichersystem, das immer nur nach einem
abgeschlossenen Kapitel verwendet werden kann, lässt
sich der Konsolen-Ursprung von "Demon Stone" erkennen.
Auf dem PC steuert man den Charakter mit dem Keyboard
hin und her, mit der Maus drischt man auf die üblen
Viecher ein. Das geht sofort locker vom Hocker und
erfordert keine große Einarbeitungszeit. Spezielle
Kombos eines Charakters kann man immer sofort über ein
Menü einsehen und dann auch gleich ausprobieren.
Leider kommt man nur äußerst selten dazu, diese Kombos
auch einzusetzen, da das Kampfgetümmel schlichtweg zu
chaotisch für großartige Manöver ist.
Im Laufe dieser ersten Schlacht trifft Rannek dann
auch auf seine beiden Begleiter, die Halb-Elfen Diebin
Zhai und den Magier Illius, deren eigene Fähigkeiten
ebenfalls sofort einstudiert werden können. Zhai als
Schurkin kann sich in speziell vorgegebenen Arealen
unsichtbar machen und Gegner mit einem Klick
hinterrücks ausschalten, Illius hat dank seiner
magischen Fähigkeiten ein unerschöpfliches
Fernkampfarsenal und Rannek ist natürlich der große
Haudrauf der Gruppe. Sie alle können im Laufe des
Spiels neue Fertigkeiten und Kombos erlernen sowie
bestehende verbessern, denn nach jedem Kapitel gibt es
Gold und Erfahrungspunkte. Die Punkte werden in
Fertigkeiten investiert, das Gold in bessere
Gegenstände. Außerdem erlangen die drei manchmal
mitten im Spiel vorgegebene Gegenstände, mit denen sie
bspw. springen können oder besonders fest zuhauen.
Desweiteren ist es allen dreien möglich, nach vielen
hintereinander erfolgreich gelandeten Schlägen einen
besonders mächtigen Angriff durchführen zu können.
Wartet man damit, bis alle drei Charaktere diesen
Angriff zur Verfügung haben, lässt sich gar eine
besonders starke Teamcombo auf den Bildschirm zaubern,
die mal eben einen Großteil der Gegner von der Fläche
putzt. Das motiviert, auch mal die anderen Charaktere
zu übernehmen, anstatt bspw. immer nur mit dem starken
Rannek draufzuhauen. Andererseits übernimmt eine sehr
clevere Mitstreiter-KI die momentan nicht vom Spieler
gesteuerten Figuren, die sogar selbstständig
Heiltränke aufsammeln und die Gegner effektiv
bekämpfen.
Aber auch so kommt man immer wieder dazu, bestimmte
Charaktere zu steuern. Bspw. kann nur Zhai über Fallen
springen und diese ausschalten oder muss Illius weit
entfernte Gegner ausschalten. Fans von R.A. Salvatore
wird natürlich das Wasser im Mund zusammen laufen,
wenn ich offenbare, dass man in einem Level sogar den
Dunkelelfen Drizzt selbst steuert. Ansonsten dürften
selbst diese Fans aber ebenfalls von der äußerst
schwachen Story enttäuscht sein, von der man manchmal
überhaupt nicht weiß, wie sie gerade zu dem Level
passt, das man spielt. Die Figuren haben alle eine
rasche Charakterisierung bekommen und werfen sich
irgendeinen Makel vor, der natürlich im Laufe des
Spiels mal eben überwunden wird. Weder die Charaktere
noch die Story, in der die drei Hauptfiguren zwei
äußerst mächtige Externare befreien und dadurch Faerûn
gefährden, ist also ein Grund, "Demon Stone" zu
spielen. Aber – und damit kommen wir zum absolut
besten Teil dieses kleinen Games – die Präsentation
von beidem ist phänomenal!
Die Grafik von "Demon Stone" ist sehr schick – keine
Weltklasse, aber dennoch äußerst ansehnlich. Besonders
schön sind die flüssigen Animationen sämtlicher
Figuren und Gegner, späteres Highlight ist dabei vor
allem Drizzt, der in einem wahren Wirbelwind aus
Klingen über den Bildschirm hopst. Höchstens die
Hauptcharaktere sind vielleicht ein bisschen
überstilisiert mit ihren Rasta-Zöpfen, aber der Rest
stimmt. Vor allem der Drache, der vom ersten Level an
immer wieder den Weg der Gruppe kreuzt, ist, wenn auch
völlig ohne eigenen Charakter, der am besten
aussehende und am besten animierte, den ich je in
einem PC-Spiel gesehen habe. Den größten Teil der
Faszination an "Demon Stone" macht somit der
Hintergrund der eigentlichen Kampfszenen aus. Wenn
sich hinter dem Kampfgetümmel zwei Armeen bekriegen,
der Drache kurz im Hintergrund landet, um ein paar
Unschuldige zu rösten oder die beiden Erzfeinde ein
Duell ausführen, während man damit beschäftigt ist,
ihre Vasallen vom eigenen Leib fernzuhalten, dann ist
das ein extremer Atmosphärebonus. Die Levels wimmeln
dadurch nur so von Leben und wirken sehr organisch –
von statischem Leveldesign kann von daher absolut
nicht die Rede sein, sind doch auch die Umgebungen
selbst höchst abwechslungsreich gestaltet,
atmosphärisch und gut aussehend. So geht es durch eine
von blauen Kristallen erleuchtete Mine, durch ein
Elfendorf, durch einen Yuan-Ti-Tempel oder durch eine
Drachenhöhle. Anscheinend hat man sich aber doch einen
Tick zu sehr von Peter Jacksons "Herr der Ringe"
inspirieren lassen, optisch erlebt man da in "Demon
Stone" so einige Déjà-Vûs.
Ein weiteres Lob gebührt den vielen Endgegnern, die
meistens den Abschluss eines Levels markieren und echt
harte Nüsse sind, die teilweise nur im Team besiegt
werden können. Ob ein Oberork, ein Trollhäuptling,
eine Riesenspinne, ein Yuan-Ti-Gott oder gar der
Drache selbst (ja, man muss ihn töten – aber immerhin
ist er die härteste Nuss im Spiel) – "Demon Stone"
setzt auch bei den Bossen auf Abwechslung, da man
meistens bestimmte Strategien benötigt, um sie zu
besiegen. Im Spiel wird das ansonsten sehr eintönige
Prinzip immer mal wieder durch kleine Zwischeneinlagen
oder Sonderaufgaben durchbrochen, so muss man mal
verhindern, dass sich Gegnerscharen von A nach B
bewegen, den Magier der Gruppe beschützen oder einen
gigantischen Kampfgolem besetzen, der dann unter den
Gegnerscharen gleich reihenweise aufräumt.
Kurzum: "Demon Stone" ist ein Spiel für ein einziges
Wochenende – länger braucht man nicht, um die 10
Kapitel abzuschließen, länger könnte einen das
Spielprinzip auch nicht mehr begeistern. Dafür gibt’s
über diese Zeit eine tolle Präsentation, die selbst
auf schwächeren Rechnern noch hervorragend flüssig
läuft sowie D&D-Fantasy-Atmosphäre satt. Für den
Budget-Preis von mittlerweile 15 Euro gibt das eine
ganz klare Empfehlung.
Vielen Dank an Doc für die Rezension
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