Eragon PSP Spiel
Ich bin kein Freund von Filmlizenzen in Spielen und hoffe man verzeiht mir meine leicht negative Grundhaltung. Ich versuche dennoch so objektiv wie möglich zu sein.
Es gehört mittlerweile zum guten Ton dass ein Film, welcher mehr als eine Actionszene besitzt, auch zu einem Actionspiel für vielfältige Plattformen verwurstet wird. Eragon macht da keine Ausnahme. Heiße ich den Schritt vom Buch zum Film noch gut mag ich mir den Schritt vom Film zum Spiel hingegen weniger vorstellen. Dennoch ließ ich es mir nicht nehmen die Umsetzung des Spiels für die Playstation Portable anzusehen.
Das Spiel wird aus Saphiras Sicht gespielt und ist demzufolge ein reinrassiger Actionshooter wie es bereits Drakan oder The I of the Dragon waren. Das Spiel lässt sich dabei in zwei Teile unterteilen: Einen Storypart und einen Multiplayer Part, Spieler gegen Spieler.
Im Storypart fliegt man mit Saphira in bekannter Drakan / The I of The Dragon Manier durch fest vorgegebene Level und erledigt kleine Aufgaben und Feinde. Zusammengehalten werden die Missionen durch Informationsschnippsel aus dem ersten Buch der Inheritance Trilogie und Ladebildern die direkt aus dem Film entnommen wurden. Ansonsten hat das Spiel jedoch relativ wenig mit dem Buch zu tun, lediglich die Namen kommen bekannt vor, hätten aber ebenso gut für ein anderes Spiel verwendet werden können. Der Multiplayer Modus ist ein Spieler gegen Spieler Kampf. Zwei oder mehr Spieler besteigen ihre Drachen und treten über die WLAN Schnittstelle der PSP in Arenen, die überall versteckte Extras bieten, gegeneinander an– Drakan lässt grüßen…
Die Grafik
Leider kann ich beinahe gar keine gute Seite an der Grafik finden. Die Grafik wirkt altbacken, lieblos und trist Die Texturen sind eintönig und nur aus der Nähe kann ich einen Raz’zac Pixelhaufen von einem Wolf Pixelhaufen unterscheiden. Selbst auf der begrenzten Rechenpower der PSP habe ich schon deutlich besseres gesehen und mein viel zitiertes Drakan hat es Anno 1995 bereits viel besser gemacht.
Steuerung
Die Steuerung ist funktional, aber leider extrem hacklig. Sowohl Drache als auch Reiter haben mehrere Angriffstechniken die man bequem über die Tasten erreichen und auslösen kann. Die Doppelbelegung mancher Tasten ist jedoch unglücklich gewählt, so dass ich mich bei einem hastigen Driftversuch nach rechts dabei wieder gefunden habe, dass mein Drache eine schnelle 180° Wendung in Richtung schlecht texturiertem Himmel machte. Anschließend die Orientierung wieder zu erlangen ist schwer bis unmöglich, da die Ziele meist nur wenige Pixel groß sind. Ich hoffe das ist Übungssache. Tatsächlich ein Minuspunkt ist jedoch die Richtungssteuerung über den Analogstick. Diese ist sehr direkt und besonders für die Feinjustierung recht hackelig – man schiesst zu oft über das Ziel hinaus.
Leveldesign
Die Levels sind streng abgeteilt und begrenzen unseren Flugradius in allen Richtungen beachtlich. Ab und an finden sich Tunnelsysteme die Saphira von A nach B durchfliegen kann oder optische Schmankerl lockern das Bild auf, z.B. ein in die Tiefe stürzender Wasserfall oder ein auf dem Boden liegender Stein. Leider sind besonders die Tunnel, die wahrscheinlich für akrobatische Flugmanöver gedacht sind, besonders unübersichtlich und grafisch uninteressant.
Zwischensequenzen
Die Zwischensequenzen sind stimmig. Die meisten Charaktere ähneln ihren Filmvorbildern. Die meisten? Ja, einige Charakterewie Eragon, Durza oder Galbatorix sehen ihren Vorbildern sehr ähnlich und vermitteln die Nähe zum Film. Andere hingegen wie die Elfe Arya oder Brom haben anscheinend kein Einverständnis zur Verwendung ihrer Gesichter gegeben. Dennoch sind die Sequenzen in Spielgrafik recht nett, eben das Beste was die PSP zu bieten hat – aber nichts herausragendes.
Sound
Apropos "das Beste": Das Beste an diesem Spiel ist der Sound. Die Musik ist sehr stimmig und nie langweilig, die Soundeffekte sehr gelungen. Die Sprachausgabe ist ebenfalls sehr angenehm, da die Darsteller ihre Stimmen geliehen haben – ja, auch Saphira spricht in diesem Spiel, auch wenn ich diese sanft weibliche Stimme bei einem 30m fliegenden Kampfmonster subjektiv unangebracht empfinde.
Fazit
Alles in allem hat sich meine Befürchtung bestätigt gefunden. Das Eragon PSP Spiel ist lieblos aus Programmbrocken anderer Spiele zusammengestellt und nährt sich nur aus der Filmlizenz. Leider kann ich mir sehr gut vorstellen wie die Programmierung ablief:
"Leute, wir haben die Lizenz für Eragon, wir brauchen ein Eragon PSP Spiel und haben 3 Monate Zeit" – "Lasst uns diese tolle Engine nehmen" – "Nein, zu teuer und aufwändig wir nehmen die von Spiel x" – "Lasst uns diesen Texturdesigner anheuern" – "Nein, zu teuer, wir nehmen die von Spiel y", "Lasst uns dieses und jenes Spielelement einbauen" – "Nein,…"
Sehr schade. Bitte lasst die Finger von diesem Spiel, ihr ärgert Euch über das ausgegebene Geld!