Amigo – Drachenreiter

Magier reiten auf Drachen, bewerfen sich mit Feuerbällen, fangen sich mit magischen Lassos oder werfen Bomben hinter sich, um Verfolger zu schwächen. Aber dabei geht es auch noch um die Geschwindigkeit, denn wer zu schnell ist, haut volle Kanne gegen eine Wand oder einen feindlichen Drachen. Wer gewinnt das Brettspielrennen?

Durch die Gegend fahren, auf die Geschwindigkeit achten, das gab es ja schon bei einem „Spiel des Jahres“, der „Mississippi Queen“, und mit diesem Spielprinzip im Hinterkopf kann man Drachenreiter fast sofort anfangen. Zwei bis sechs Rennmagier können mitspielen. Die Rennstrecke wird aus fünfzehn doppelseitig bedruckten Quadratfeldern gelegt, ist also bei jedem Spiel eine neue, sofern das gewünscht ist. Auch die Spiellänge kann sehr variieren, schließlich dauert das Spiel pro Spieler länger, schließlich kann man die Strecke auch kurz oder lang, verwickelt oder einfach machen. Zwei Personen spielen an einer kurzen Strecke unter einer halben Stunde, sechs auf voller Strecke auch gerne mal über zwei…


Die Spielmechanik ist einfach. Man stellt eine Geschwindigkeit ein, die kann man jede Runde um drei von zehn Einteilungen verändern, nach oben und nach unten. Per Pappflugbahn, die am Drachen angelegt wird, kann man sein Flugtier vorschieben und auch ein bisschen drehen, je schneller man fliegt, desto weniger Drehung ist möglich, wie beim Autofahren.

Jetzt müsste man eigentlich nur noch auf die Wände aufpassen, dann käme man ja ganz gut durch den Parcours. Aber man hat ja auch noch Gegner, und diese Gegner haben fiese Zaubersprüche, werfen Feuerbälle, ziehen Energie ab oder kleben sich an den eigenen Drachenschwanz – der Erste im Rennen ist immer auch Zielscheibe.

Mehr Spielmechanik gibt es nicht, nur fliegen und zaubern, und das in jeder Runde. Verlorene Energiepunkte holt man sich in Energiefeldern, die man berühren muss, neue Zauber auf Feldern, die man nur überfliegen muss. Ein einfaches Spiel, schnell zu lernen und zu verstehen. Und auch ein schönes Spiel, denn sowohl die Plastikdrachen als auch die Illustrationen auf den Spielbrettteilen und Zauberkarten sind wirklich gelungen.

Allerdings gibt es auch einige Kritikpunkte. So ist die Anleitung nicht so überzeugend. Das Anrempeln anderer Drachen ist nicht vollständig klar – der Angerempelte darf sich aufstellen, wie er will, aber mit welchem Tempo fliegt er weiter? Auch sonst könnten die Erklärungen deutlicher ausfallen, das ist alles ein bisschen schwammig. Ein größeres Problem ist aber die Verarbeitung. Puzzelt man den Rahmen zusammen, dann nervt die wenig überzeugende Verbindung, legt man die Streckenteile in den Rahmen, dann passt das alles nicht so richtig, da muss man ein bisschen Glück haben, damit das Spielfeld stabil liegen bleibt. Die Plastikdrachen, mit denen man durch die Gegend rast, haben gleich zwei Nachteile. Sie sind größer als ihr Fuß, der zur Berechnung zählt, also stößt man schon mal die anderen an, die man ja eigentlich nicht berührt, und weil die Drachen zweitens so leicht wegrutschen, ist jedes Berühren der Figuren von großem Nachteil, will sagen, das Hantieren mit diesen Drachen hat etwas von Mikado oder Jenga, so vorsichtig muss man da agieren. Da wäre ein bisschen Filz oder Gummi sinnvoll gewesen und auch ein größeres Eigengewicht der Drachenfiguren. Diese Fisselarbeit macht nämlich das Spiel gleich um einige Klassen schlechter. Diese Figuren sind nicht durchdacht, beim Probespiel wurden vermutlich viel sinnvollere Pappsechsecke benutzt, man wollte es schön machen und verdarb dadurch dieses eigentlich schöne Spiel. Ansonsten sind es allenfalls noch die teilweise eher wenigen Auffüllfelder für Energie und Zauberkarten, die schon mal ein wenig stören, da muss man die Streckenteile sinnvoll kombinieren, damit es keine zu lange Durststrecke gibt, die das Spiel etwas demotivierend gestalten könnte.

Vermutlich ist dieses schöne Spiel sehr spielenswert, aber die nicht so prickelnde Verarbeitung und die absolut nicht praktikablen Spielfiguren vermiesen den Spaß doch beträchtlich. Wenn AMIGO da noch nachbessern könnte, würden sie einen Knüller im Programm haben.

Diese Rezension wird mit freundlicher Erlaubnis von Media-Mania.de verwendet

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