Karen Duve – Die entführte Prinzessin

Prinz Diego ist steinreich. Sein Vater ist König Leo von Baskarien. Und seine Mutter ist zwar Königin, aber eigentlich hört und sieht sie außer ihren Blumen gar nichts anderes. Deshalb ist Diego auch Vegetarier geworden. Nicht, weil er die armen Tiere nicht essen könnte, nein, er will soviel Grünzeug wie möglich essen, allein um seine Mutter zu ärgern. Gekleidet ist er ständig in schwarz und immer noch ledig, sehr zum Leidwesen seiner Eltern. Doch als eines Tages wieder die aktuelle Liste der heiratsfähigen Königs- und Fürstentöchter erscheint, ist es um das Herz des Prinzen geschehen.

Vorab sollte man vielleicht sagen, dass der Sänger Pennegrillo so langsam seines Ruhmes müde wurde. Überall wo man hinkam, jubelte es, noch bevor er überhaupt die Laute ausgepackt hatte. Gerade mal drei Lieder konnte er an einem Abend spielen, weil es dazwischen soviel Beifall und Jubel gab. Deshalb wollte er außerhalb seiner ausgetretenen Wege reisen und hatte sich das am weitest weg gelegene Königreich für seinen nächsten Auftritt gesucht. Und das war Nordland. Nordland war besonders berühmt für seinen langen und langweiligen Winter, weshalb man den fahrenden Sänger auch so lange es ging dort oben festhielt. Mal davon abgesehen hatte er an seinem ersten Abend ein so herrliches Lied auf die Prinzessin Lisvana mit den goldenen Haaren und der lächerlichen Mitgift gesungen, dass alle entzückt waren…

Jedenfalls war es gerade dieses Huldigungslied, das in der Liste der heiratsfähigen Königs- und Fürstentöchter zitiert wurde, dass der Prinz sich allein wegen all ihrer wunderbaren Vorzüge in die Prinzessin verliebte. Das mit der miesen Mitgift machte nicht, schließlich war er ja, wie schon erwähnt, stinkreich. Schnell war also ein Schiff mit Geschenken beladen und der Prinz fuhr gemeinsam mit dem König Richtung Nordland um die Hand der Königstochter zu erringen. Dies war einfacher als gedacht. Man saß beisammen, trank Wein und aß genüsslich. Jedoch Ritter Bredur hatte ziemlich viel dagegen, schließlich hätte er gerne die Prinzessin gehabt. Und so stellte er beim Tanzen dem Prinzen ein Bein und machte diesen somit lächerlich. Das war der Punkt, an dem alles anfing. Und wäre Ritter Bredur nicht so stur gewesen, hätte man sich einiges sparen können: die Entführung, den Krieg, die Drachen, die Insel der Glückseligkeit und natürlich endlosen Herzschmerz. Aber dann wäre das Buch ja auch viel kürzer gewesen und bei weitem nicht so amüsant.

„Die entführte Prinzessin“ ist eine fantastische Erzählung um Liebe und Freundschaft, eine entführte Prinzessin, einen verzweifelten Prinzen und etwas uneinsichtige Eltern. Mit sehr viel intelligentem Humor wurde den liebenswerten Charakteren Leben eingehaucht, das sie überzeugend auf den beschriebenen Seiten zu nützen wissen, um vielerlei Abenteuer und Missverständnisse zu erleben.

Karen Duve hat ein klassisches Thema genommen und daraus eine moderne Geschichte gestrickt, die sich mit großer Literatur durchaus zu messen vermag. Brilliante Einfälle und ein unvergleichlicher Witz, der sich durch das Buch zieht, erheben es über einige andere Prinzessinnengeschichten.

Fazit:

Ein kurzweiliges Buch, das man vielleicht besser nicht im Zug lesen sollte, da die anderen Fahrgäste immer so irritiert blicken, wenn man ohne jeglichen Grund anfängt zu kichern. Dies ist wirklich unschätzbare Literatur, die in keinem Bücherregal fehlen sollte. Wer Geschichten um Liebe, Drachen und verzweifelte Prinzen und sture Prinzessinnen mag, muss es einfach lesen. Herrlich schön!

Diese Rezension wird mit freundlicher Erlaubnis von Media-Mania.de verwendet

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