Uschi Zietz – Der Drachenkönig

Aigolf Thuransson, gestandener bornländischer Krieger und bereits aus „Túan der Wanderer“ bekannt, kehrt Aventurien endgültig den Rücken, die Sehnsucht nach fernen unentdeckten Ländern treibt ihn zu Schiff ostwärts gen Riesland. Doch ist das Perlenmeer unerbittlich und lässt von dem Schiff letztlich nur ein paar Planken und den Kapitän darauf übrig. Efferd hat Mitleid mit dem ausgemergelten Mann und sendet ihm einen Delphin. In seinem Erschöpfungswahn verliebt sich Aigolf in das Efferdtier, das ihn mit Fischen versorgt und ihn schließlich nordwärts an einen Sandstrand zieht. Dort wird der Krieger, der zum Glück alle seine Waffen mitgenommen hat, von den Hagrím aufgesammelt, einem friedliebenden Bergvolk im Ehernen Schwert, das unberührt von aller Zivilisation ein beinahe idyllisches Dasein führt. Ein Problem haben diese unbedarften Menschen: Sie werden von dem Drachen Suldrú tyrannisiert, den sie als Gott verehren und fürchten und dem sie regelmäßig Sach- und Menschenopfer bringen. Der alte Sklavenbefreier Aigolf, der unter der guten Pflege der Schamanin Schanfar genest, kann dem nicht neutral gegenüberstehen und beschließt, anfangs gegen den Willen der Hagrím, den ungleichen Kampf gegen Suldrú und seine seltsamen Schergen aufzunehmen …


Das Coverbild von Dieter Rottermund zeigt einen hässlichen dreiköpfigen blauen Drachen, der in einer felsigen Gebirgsgegend eine Gruppe Menschen nahe einer seltsamen Siedlung am Berghang anbrüllt. Für die Geschichte zutreffend sind in dieser Beschreibung „Gebirge“ und „dreiköpfig“ sowie die Aussage des Bildes: Drache bedroht Menschen.

Dies ist nicht wirklich ein Aventurien-Roman, sondern eine Befreier-Geschichte im DSA-Gewand, in der ein aventurienfremdes Volk in aventurienferner Kulisse aventurienfremde Göttermythen erzählt und sich der Protagonist bisweilen recht aventurienfremd verhält, zum Beispiel wenn er, rondratreu, dem gesamten Bergvolk nicht nur die Wahrheit über ihren irrigen Götterglauben verschweigt, sondern diesen zu einer Lüge umdichtet – allerdings ist dieser Krieger vermutlich für die Rondrakirche ohnehin das, was bei den Elfen als badoc bezeichnet wird.

Dabei wird Aigolf durchaus stimmig eingeführt, als Autorität ausstrahlender Schiffseigner, der sich heldenhaft im Angesicht der alles vernichtenden Meereswoge für den Untergang bewaffnet, um würdig in Rondras Hallen einzutreten. Dass dies nur ein Vorwand dafür ist, dass er später im Kampf gegen den Drachen seine Waffen zur Hand hat, ist dabei erst mal zweitrangig.

Aigolf Thuransson, hünenhaft groß und kräftig, roter geflochtener Bart, hasst Sklaverei … Ich war, nun ja, sehr überrascht zu lesen, dass es sich um einen Bornländer handelt und nicht um einen Thorwaler, gerade bei dem Namen, allerdings spielt seine Herkunft für diese Geschichte keine Rolle. Darin wird sehr viel Zeit auf die Liebesgeschichte zwischen Aigolf und dem Delphin sowie zwischen Aigolf und Schanfar aufgewendet, ebenso für den Genesungsprozess des Kriegers, den Zwiespalt zwischen dem friedlichen Leben der Hagrím in Knechtschaft und dem kämpferischen Bemühen Aigolfs um Freiheit sowie für den entbehrungsreichen Weg zum Drachenhort. Andere Dinge werden leider allzu schnell abgehandelt, wie etwa das rasche Erlernen der Hagrímsprache, das Aigolf in kürzester Zeit von seinen Verständigungsschwierigkeiten erlöst. Das Finale entbehrt jeder Spannung, verniedlicht nahezu die mächtigen Drachen und lässt den ach so mächtigen Suldrú ziemlich schwächlich dastehen.

Manche Passagen sind Frau Zietsch durchaus gelungen, etwa das Reiferitual für die Mädchen im Dorf, andere verlieren sich in langatmigen Diskussionen über Sinn und Unsinn einer Kampfaufnahme und dergleichen oder ertrinken nahezu in Kitsch, besonders der zweite Auftritt der „Delphinin“. Die Kampfszenen sind unspektakulär und eher harmlos.

Umso erstaunlicher, dass sich dieses Buch recht flüssig liest. Der Schreibstil ist angenehm leichte Kost mit wenigen Rechtschreibfehlern und selten komplizierten Satzgefügen.

„Der Drachenkönig“ ist seichte Fantasy-Unterhaltung, die wohl eher zufällig in die Reihe der DSA-Romane gestolpert ist, da ihr inhaltlich jeglicher Bezug zu Aventurien fehlt. Insgesamt reihe ich ihn eher unter die schlechteren Romane der Reihe ein. Die Charaktere sind wenig ausgeprägt, die Geschichte ist schlicht und allzu idealistisch, aber entspannt lesbar, und den meisten Tiefgang findet man gleich zu Beginn im Schicksal von Aigolfs Schiff.

Diese Rezension wird mit freundlicher Erlaubnis von Media-Mania.de verwendet

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