Ärgerspaß im Drachenhort – Rezension zum Brettspiel „Drakon“
Eine nette kleine Hintergrundgeschichte für das Spiel “Drakon“, das nun, fünf Jahre nach seiner Erstveröffentlichung, in die dritte Edition geht und optisch sowie inhaltlich ein wenig aufgebohrt wurde. An dem Spielprinzip hat sich freilich nichts geändert. Jeder Spieler übernimmt einen von sechs Helden, die in Drakons Labyrinth eingesperrt sind. Wenn man dran ist, legt man entweder einen neuen Raum aus seiner Hand an das bestehende Labyrinth an, oder man bewegt seinen Helden um einen Raum weiter. Gelegt wird dabei nur nach der Regel, dass zwei Pfeile zwischen Räumen nicht gegeneinander zeigen dürfen, bewegt wird meistens nur nach der Regel, dass man über einen Pfeil in einen benachbarten Raum gehen darf. Normalerweise kann man also nicht in einen Raum zurückkehren, aus dem man gerade gekommen ist. Der Clou des Spiels: Fast jeder Raum zeigt eines von sechzehn verschiedenen Ereignissen, das eintritt, sobald der Raum betreten wird. So darf sich der entsprechende Spieler dann beispielweise ein Goldstück aus dem Vorrat nehmen oder eins von einem Konkurrenten stehlen. Einige Aktionen erlauben es auch, bereits bestehende Kammern zu vernichten, sich irgendwo hin zu teleportieren, Kammern zu drehen oder den Drachen zu bewegen, der den Spielern das Leben schwer macht. Jede Münze weist einen Wert von Eins bis Drei auf, wer zuerst Münzen im Wert von zehn Punkten gesammelt hat, gewinnt das Spiel sofort.
Optional kann auch jeder Held einmal im Spiel eine Sonderfähigkeit einsetzen, beispielsweise darf der Barbar eine gegnerische Figur in einen anderen Raum schubsen oder der Zauberer die Pfeile der Kammern ignorieren.
“Drakon“ ist ein äußerst simples Spiel, das eigentlich nur drei Grundregeln hat, durch die verschiedenen Möglichkeiten der Räume jedoch Vielfalt ins Spiel bringt. Gestaltet sich das Labyrinth doch in jeder Partie neu und kommen jedes Mal andere Aktionen verstärkt zur Geltung. Dabei ist natürlich recht viel dem Zufall überlassen: Was für Plättchen hat man selbst auf der Hand? Was legen die anderen Spieler? Bauen einen die anderen vielleicht ein? Wirklich viel Kontrolle hat man nicht. Dennoch kann man den Spielverlauf über einige geschickt gelegte Plättchen zu eigenen Gunsten oder zu Ungunsten anderer verändern. Mal eben dem anderen eine Münze geklaut, mal eben jemandem den Drachen direkt vor die Nase gesetzt, mal eben jemanden gezwungen, in irgendeine negative Kammer zu rennen – “Drakon“ ist ein gutes Spiel, wenn man sich gegenseitig mal so richtig ärgern will.
Leider funktionieren nicht alle Mechanismen des Spiels so wirklich gut. Der Drache beispielsweise kommt häufig gar nicht erst ins Spiel. Werden meist die Gold bringenden Plättchen den anderen beim Legen und Ziehen bevorzugt. Will sich irgendwie so keine richtige, taktische Tiefe einstellen, die angesichts der verschiedenen Räume durchaus möglich wäre. So wird der Spielverlauf jedoch recht statisch, aber immerhin nicht unspannend, ist doch bei den verdeckten Münzen nie ganz klar, wer noch wieviel Geld brauch, um das Spiel zu gewinnen.
Die Ausstattung von “Drakon“ ist dafür ein schöner Bonus. Die Raumplättchen sind aus sehr stabiler Pappe, die sechs Heldenfiguren und der Drache sind sehr schön modelliert, eine Übersicht über alle Raumsorten für jeden Spieler ist auch noch dabei. Der Preis von 20 Euro ist dafür durchaus angemessen.
“Drakon“ ist also ein sehr anspruchsloses Legespiel für zwischendurch, bei dem man nicht sehr viel nachdenken oder lernen muss. Spaß macht es ab und zu durchaus, süchtig jedoch auf keinen Fall.
Diese Rezension wird mit freundlicher Erlaubnis von Media-Mania.de verwendet