Boris Koch – Der Drachenflüsterer – Das Verlies der Stürme
Im Dritten Buch um den Drachenflüsterer und seine Freunde, lässt es Boris Koch langsam angehen. Beinahe kommt eine „Tom Sawyer“ – Stimmung auf, als sich die acht Freunde – vier Menschen und vier Drachen – an den schönsten Plätzen ihrer Welt niederlassen, Schätze suchen, jagen, fischen und wahnwitzige Geschichten ausdenken. Getrieben von der Unruhe etwas Großes vollbringen zu müssen, bleibt die Idylle aber nicht lang bestehen. Schon bald beginnt die kleine Truppe damit den lügnerischen Orden bei Nacht- und Nebel-Aktionen zu denunzieren und in kleinen Dörfern die Bevölkerung zu bekehren. Mit zunächst mäßigem Erfolg wächst schließlich ihre Truppe zu einer kleinen Bande an jugendlichen Verschwörern heran, doch nicht ohne Gegenwehr des Ordens. Dieser scheint sich zunächst des Drachens Aiphyrons und dann auch Bens erfolgreich zu entledigen.
Die Geschichte von Boris Koch liest sich genauso gut, wie ihre zwei Vorgänger: bunt beschrieben, mit vielen guten Ideen und viel zuviel herumpubertiererei. Schade, dass seine Charaktere sich kein bisschen weiterentwickelt haben und mit ihren Aufgaben gereift sind. Die Rivalität zwischen Ben und seinem Freund Yanko um den Größten, Schnellsten, Längsten und die immerwährenden Schimpftiraden sind witzig, aber mit dem dritten Buch etwas abgenutzt. Sie passen nicht mehr auf die Charaktere, die sich solch einer schweren Aufgabe verschrieben haben, ohne auch nur ein kleines bisschen an Ernsthaftigkeit zu gewinnen. Im zweiten Drittel des Buches gwinnt die Geschichte dann rasant an Geschwindigkeit. Boris Koch prügelt förmlich immer mehr Ideen in seine Geschichte hinein, man hätte zwei daraus machen können, nein müssen! Denn so toll ich die Einfälle auch fand (vorhersehbar sind sie nämlich nicht), so kurz werden sie nämlich abgefrühstückt. Ging ihm da das Papier aus? Hatte Koch eine verlagsseitige Seitenvorgabe? Was ist mit der ominösen Flaschenpost am Anfang? Einige Handlungsstränge bleiben offen, andere werden zu schnell wieder geschlossen. Sehr schade!
100 Seiten mehr hätten aus einem guten Buch ein fantastisches Buch gemacht, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Boris Koch hat unglaublich viele Idee und ich würde mich freuen, bald wieder von Ben und den Drachen zu lesen.
Weiterführende Links
Der Drachenflüsterer
Der Schwur der Geächteten
Das Verlies der Stürme bei Amazon
Bitte, bitte Herr Koch, schreiben Sie noch einen 4. Teil über Ben und seine Freunde! Mein Sohn und ich können nicht glauben, dass die Geschichte hier endet.
Ich sprach mit ihm auf der Spielemesse in Essen und er ist sich sicher, dass es weitergehen wird, aber nicht nur um einer Fortsetzung willen, sondern erst, wenn er weiß was er schreiben möchte. Das finde ich ganz gut so.