Archiv für April 2013
Ursula Dittmer – Keine Zeit für Drachen
Der wabernde Bodennebel löste sich auf, es wurde unglaublich schnell hell und eine fahle Sonne schien von weit oben durch ein dichtes Blätterdach. Von oben! Mittag? Wie konnte das sein? Hatte ich nicht eben noch die Sonne über dem Nikolausberg untergehen sehen? Wo war ich? Das war nicht das Mainufer in Würzburg … Ein geheimnisvolles Buch wird dem Würzburger Biologiestudenten Alexander Breskow in die Hände gespielt. Unvermittelt gerät er in eine fremde, mittelalterlich anmutende Welt Fasanthiola. Das erste Wesen, dem er dort begegnet, ist Herkon, ein junger Drache, mit dem er in Gedankensprache kommunizieren kann. Drachen und Menschen haben Xander – wie man ihn in Fasanthiola nennt – bereits erwartet. Er gilt als der Ok na Thun , der Geweissagte. Die Zeit fließt dahin, während Alexander versucht, sich in der neuen Welt zurechtzufinden.
Ich hatte Zeit und benötigte rasch einen neuen Drachenbuch-Snack. Irgendwie erschien dann Ursula Dittmers erster Band aus ihrer Fasanthiola-Reihe auf meinem Schirm. Es hatte ~10 sehr gute Bewertungen und schien eine echte Perle zu sein… haben das etwa nur Freunde und Verwandte bewertet?!? Sich bei bekannten Büchern und Serien für die eigenen Werke inspirieren zu lassen ist ja generell keine schlechte Sache. Besser gut geklaut als schlecht selbst ausgedacht. Aber musste es SO deutlich ein Anne McCaffrey-esques Universum werden? Es gibt Gegenüberstellungen bei der sich Menschen mit den Drachenschlüpflingen zeitlebens verbinden, die Drachen können Orte durch ein kaltes Nichts hindurch (hier Niefliem genannt) überbrücken, es wird nur telepathisch kommuniziert…muss man noch deutlicher werden? Da kommt der Held, der aus einer anderen Welt/Dimension/Zeit stammt, gerade recht, um etwas Pepp in die feudalen Herrschaftsstrukturen zu bringen, in der nicht nur religiöse, sondern auch territoriale Konflikte schwelen und viel Potential bieten.
Das Buch hat also eine recht gute Basis, auf deren Fundament sich eine tolle Geschichte hätte ausbreiten können. Mehrere Punkte machen das Lesen aber zu einer Qual.
Der Protagonist (Ale)Xsander ist ein Angstneurotiker mit ausgeprägtem Minderwertigkeitskomplex, der mich beim Lesen einfach nur nervt. Das er anfangs Zweifel an sich selbst hegt ist ja ok und müsste er wenigstens nach ein paar hundert Seiten langsam ablegen, um so halbwegs dem Leser die Chance zu geben, sich mit diesem zu identifizieren. Aber warum muss ein Protagonist alle paar Seiten immer wieder dem Leser unter die Nase reiben wie wenig Wert und wie unpassend und unwichtig und unwürdig er für die ganze Geschichte überhaupt sei? Irgendwann glaubt man das dann auch tatsächlich. Nämlich spätestens am Ende des Buches, wenn im Grunde noch gar nichts den Grund für sein Auftauchen in dieser Welt beleuchtet hat, sich der Protagonist so ein bisschen mit Geplänkel und schüchternen Liebeleien mit gleich drei verschiedenen Frauen, etwa sechs offenen Handlungssträngen in einen Cliffhanger stürzt, der einen zwingt das zweite Buch zu kaufen.
Erst ab etwa 70% des Buches merkt man eine stilistische Verbesserung und erkennt etwas mehr Struktur in der Geschichte. Ab da an sind auch nicht mehr ganz so viele Rechtschreibfehler auszumachen. Ab da an bin ich gewillt dem zweiten Teil noch eine Chance zu geben. Mein Urteil kann ich jedoch leider nur abfällig äußern:
Keine Zeit für Drachen ist ein Buch, das sich das Beste aus vielen anderen Fantasywelten herauspickt, diese Basis aber mit einem Protagonisten bestückt, in den sich wohl selbst nur schwer mit Neurosen geplagte Leute hineinversetzen können, ohne genervt mit den Augen zu rollen. Einen ersten Band so unfertig, unkorrigiert und mit einem solchen Kauf-den-zweiten-Teil Cliffhanger anzubieten ist bei der dünnen Handlung nur noch frech. Immerhin ist das Buch wendungsreich und nicht so vorhersehbar – was wohl daran liegt, dass mich mit dem Protagonisten wohl absolut keine Berührungspunkte oder Sympathie verbinden.
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Rachel Hartmann – Serafina
„Die Drachen könnten die Menschen vernichten. Doch die Menschen sind zu sehr fasziniert von diesen Geschöpfen. Dies ist die Basis des fragilen Friedens zwischen beiden Völkern, die jäh brüchig wird, als der Thronanwärter ihres gemeinsamen Königreichs brutal ermordet wird – auf Drachenart.
Die junge Serafina hat guten Grund beide Parteien zu fürchten. Denn die hochbegabte Musikerin, die erst seit kurzem am Hofe lebt, hütet selbst ein Geheimnis. Als sie in die Mordermittlungen verwickelt wird, kommt der ebenso attraktive wie scharfsinnige junge Hauptmann der Garde, Lucian Kiggs, diesem Geheimnis gefährlich nahe. So wagemutig und leidenschaftlich Serafina auch darum kämpft, ihr eigenes schreckliches Geheimnis zu hüten, die Intrige hinter die Lucian und sie kommen, droht auch ihre Verstrickung mit der Welt der Drachen zu enthüllen und ihr ganzes Leben auf immer zu zerstören.“
Ja, bei Serafina handelt es sich um ein Drachenbuch, aber „Einer der besten Drachenfantasy-Romane, den ich je gelesen habe„, wie es Christopher Paolini auf dem Einband des Buches wirbt, ist es nicht. Vielmehr sollte man das Buch ein „Plädoyer für die Musik und ihre Bedeutung für die Welt + Drachen“ nennen, denn die Autorin scheint sich SEHR für Musik zu interessieren und lässt dies überall aus ihrer Geschichte heraustropfen. Als normaler Musikkonsument muss man teilweise nachschlagen, was sie da eigentlich gerade mit ihren Fachtermini meint. Doch trotz der für mich ungewohnten Protagonistin und meiner relativ ausgeprägten Unwissenheit über die Musik, kommt man rasch in die Geschichte hinein und freut sich über die Entwicklung der scheuen Serafina zur mutigen Frau, die lebendige Welt, die (meist humanoiden) Drachen und die gesellschaftskritischen Anspielungen auf soziale Integration und Rassenhass. Das sich „ganz nebenbei“ noch eine spannende Kriminal- und Liebesgeschichte entspinnt, lege ich da noch zur Liste der vielen Pluspunkte mit hinzu. Leider ist die Geschichte wendungslos und vorhersehbar. Das ist jedoch Jammern auf hohem Niveau und schadet dem guten Buch nicht all zu sehr.
Serafina ist eines der besseren Drachenbücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe; ein nettes „Aschenputtle“-Märchen mit viel Musik und einigen Drachen, aber (lieber Herr Paolini) nicht Einer der besten Drachenfantasy-Romane, den ich je gelesen habe.
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200 Jahre Richard Wagner – Das wahnsinnige Genie – Spiegel Coverillustration
Anlässlich des 200. Geburtstags von Richard Wagner hat der Spiegel einen mehrseitigen Artikel in seiner aktuellen Ausgabe veröffentlicht. Am meisten interessiert hat mich jedoch das geniale Cover mit der Überschrift: „200 Jahre Richard Wagner – Das wahnsinnige Genie.“ Jetzt muss ich nur noch herausfinden wer das gemalt hat…