Drachensprache leicht gelernt
Drachenzähmen leicht gemacht handelte tatsächlich vom Drachenzähmen. Seeräubern leicht gemacht handelte vom Seeräubern und Schatzsuchen. Drachensprache leicht gelernt handelt von… Römern! Natürlich spielt Hicks titelgebendes Buch im dritten Teil der Serie um den jungen Wikinger eine kleine Rolle, aber mit dem Inhalt hat das nicht mehr ganz so viel zu tun. Junge Drachenfans müssen sich davon nicht unbedingt abschrecken lassen, spielen die geschuppten Allzwecktierchen doch auch in diesem Buch wieder eine relativ große Rolle, obwohl ich mich mittlerweile frage, ob es in Cressida Cowells Welt noch andere Lebewesen außer Menschen und Drachen gibt. Bei so vielen Drachenarten wie sie beschreibt ist es auch eher verwunderlich, wenn der alte, erzählende Hicks sagt, dass sie noch im Laufe seines Lebens fast völlig ausgerottet wurden. Außerdem ist es ein wenig auffällig, wenn neu eingeführte Drachenarten, wie in diesem Fall der „Haiwurm“, immer nur noch größer und gefährlicher sind als die schrecklichen Bestien im Vorgänger. Aber immerhin sind sie neu und ideenreich beschrieben, also eigentlich doch kein Grund zur Beschwerde.
Drachensprache leicht gelernt ist wie sein direkter Vorgänger ein guter Roman für Kinder, die gerade erst angefangen haben, selbst zu lesen. Auch hier erwartet sie eine sehr spannende Geschichte um viele bunte Charaktere, die weder zu kindlich noch zu erwachsen daher kommt und dadurch schöne Unterhaltung bietet. Zwar nutzt es sich so langsam ab, dass Hicks immer den Loser in seiner Klasse markieren muss und ihn sein ärgster Konkurrent Rotznase immer wieder hänselt (hat da jemand „Draco Malfoy“ gesagt?), aber dem steht dafür viel Neues gegenüber.
Diesmal werden die Römer in Hicks‘ Welt eingeführt (hat da jemand „Asterix“ gesagt?), die sich den Barbaren gegenüber natürlich schrecklich überlegen fühlen. Ob Kinder es wohl bereits seltsam finden, wenn die Römer (selbstverständlich übersetztes) Latein sprechen, im Buch (so wenig ernst es sich ja nehmen mag) aber auch dessen Tochtersprache Französisch vorkommt? Wenn die Lateiner im Roman allerdings gebrochen die Sprache der Wikinger sprechen und dabei typisch lateinische Konstruktionen im Übermaß verwenden, dann ist das eine schöne Spitze – Lob geht hier auch an den Übersetzer. Neben der damaligen Weltmacht werden aber auch einige amüsante neue Figuren eingeführt wie der unglaublich eitle Nanodrache Zickarastika, der unglaublich fette Dicke Präfekt oder die turbulent-aggressive Wikinger-Stammeserbin Kamikazzi. Was dem zweiten Teil, Seeräubern leicht gemacht ein wenig gefehlt hatte, waren etwas komplexere Gedankengänge über die Welt, wie sie Drachenzähmen leicht gemacht anstellte. Im dritten Teil der Serie gibt es ganz zum Schluss diesmal wieder einen schönen kleinen Fingerzeig, der ein im wahrsten Sinne des Wortes kleines Element des Romans in einen größeren Zusammenhang überträgt, was gerade für ein Kinderbuch eine schöne Sache ist. Geschichte, Charaktere und Ideen sind daher kein bloßer Aufguss der Vorgänger und lesen sich einmal mehr sehr locker weg, auch von Älteren. Die werden mit dem ersten Teil der Reihe, Drachenzähmen leicht gemacht, noch am meisten Spaß gehabt haben, für anderthalb Stunden Unterhaltung ist Drachensprache leicht gelernt dennoch brauchbar, wenn auch wesentlich zu teuer. Die Zeichnungen sind dafür mal wieder auf ihre Weise sehr schön und sehr zahlreich, die frechen Einschübe wieder amüsanter als im letzten Teil.
Fazit: Wer einmal mit der Serie angefangen und den zweiten Teil gelesen hat, der kann auch locker zu Drachensprache leicht gelernt greifen.
© Doc, mit freundlicher Genehmigung von Grimoires.de
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