Actionfilm für Kids – „Drachenzähmen leicht gemacht“
„Drachenzähmen leicht gemacht“ von Cressida Crowell ist eins dieser Kinderbücher, an dem selbst Ältere Spaß haben können – schlicht und einfach deswegen, weil es so rotzfrech und mit seinen kindlichen Zeichnungen gleichzeitig äußerst charmant ist. Keine große Überraschung, dass die Verfilmung von Dreamworks Animations eine komplett andere Richtung einschlägt und mit dem Buch fast gar nichts mehr zu tun hat. Die Geschichte dreht sich immer noch um den Wikingerjungen Hicks, der für einen Nordmann eine denkbar erbärmliche Figur macht. Im Buch wurde ihm mit Zahnlos eine ähnliche Witzfigur von Drachen zur Seite gestellt, der sich wie ein Arschloch benahm und seinen Meister nicht mal wirklich ausstehen konnte – aber die beiden Loser passten prima zusammen. Der Zahnlos des Films dagegen ist ein ziemlich cool aussehendes, elegantes Viech, das mit Hicks schnell eine enge Freundschaft eingeht, nachdem dieser sich weigert, ihn zu töten – irgendwie will sich so ein Film ja auch verkaufen.
Aber wahrscheinlich ist es müßig, Film und Buch miteinander zu vergleichen. So frech, wie die Vorlage daher kommt, so traditionell ist die Verfilmung, was für das normalerweise mit Popkultur-Referenzen um sich schmeißende Dreamworks Animations-Studio schon wieder eine Besonderheit darstellt. Gut, die Anti-Disney-Schiene, die seinerzeit mit „Shrek“ befahren wurde, ist damit wieder zum Abstellgleis geworden – aber einen sauber erzählten, unterhaltsamen Film wie „Drachenzähmen leicht gemacht“ ziehe ich doofen Popsongs und forciertem Humor allemal vor. Die Story ist ein bisschen wie „Avatar“ für Kinder – vor allem darin, dass sie so ausgelutscht ist. Man mische den Konflikt zweier verfeindeter Parteien mit einer ungewöhnlichen Freundschaft und würze das Ganze mit einem Vater-Sohn-Konflikt, eh voilà! Das soll freilich nicht heißen, dass „Drachenzähmen leicht gemacht“ völlig ohne Potential wäre. Sätze wie „Du hast den Konflikt unserer Eltern geerbt und wirst ihn weiterführen!“ rufen sofort Assoziationen an reale Konflikte herbei und verleihen der Aufforderung zur Toleranz zumindest ein kleines bisschen Gewicht. Hätte man eine überraschende, kleine Offenbarung nach dem Showdown des Films weiter verfolgt, hätte das Potential zu echter Größe gehabt – zumindest für einen Animationsfilm.
Aber dazu traut sich „Drachenzähmen leicht gemacht“ einfach nicht. Deswegen bleibt es nur bei einem recht unterhaltsamen, kleinen Actionfilm für Kids und diejenigen, die mit ihnen ins Kino gehen müssen. Die Flugsequenzen auf dem Rücken des Drachen sind wirklich berauschend – und auch der einzige Moment, wo 3D das Filmerlebnis wirklich, ho ho, vertiefen kannn -, die Freundschaft zwischen Hicks und Zahnlos rührend und der Film zeigt zum Schluss gekonnt, wie er die emotionalen Schalthebel der Zuschauer manipulieren kann. Aber ein Animationsfilm für die Ewigkeit wird das wohl nicht werden.