Drachentränen (Karin Roth)

Ein Himmel wie von Gottes Hand erschaffen sah dieser neue Morgen..
Wundervoll anzusehen,
Winde die in Rot und Violett Tönen schimmerten, Wolken wie aus Watte die am Horizont schwebten wie eine Mauer rund um die Welt..
Die Sonne stand als glühender Ball am Firmament und begrüßte den neuen Tag mit ihren kraftvollen Strahlen und mit ihrer Wärme.
Die Berge erglühtem im Rot der Strahlen und ließen die Welt unwirklich erscheinen in ihrem sanften Licht.
Nebelschwaden hingen in den Tälern und ließen den Tau auf den Blätter glitzern wie Sternschnuppen.
Der Dunst der vom See aufstieg gab all dem einen verzauberten Hauch von Unwirklichkeit.
Es war ein ätherischer Ort voller Schönheit und Zartheit fern aller Realität und fern allen Leides..

Dachte man..

Was allerdings der neue Tag noch sah, war ein Wesen aus einer anderen Zeit..
Groß und Ehrfurchtgebietend flog es einst am Himmel entlang..
Der Schlag der Schwingen entwurzelte einst Bäume und entfachte Orkane über den Wäldern.
Das donnernde Brüllen aus ihrer Kehle ließ ganze Völker erstarren vor Furcht und ließ die Menschen erschaudern aus Angst.
Der heiße Strahl der ihrer Kehle entrann, konnte Legionen niedermähen in seinem Zorn und in seinem Toben.

Doch nun sah der neue Tag dieses Wesen auf einer Klippe sitzen..
Geschwächt..
Müde..
Ausgebrannt..

Und aus ihren  großen .. dunklen Augen sprach die Traurigkeit und die Not eines ganzen Lebens..
Glitzernde Tropfen flossen über die Schuppen ihrer Schnauze entlang..
rannen über den matt gewordenen Panzer aus einst Stahlgrauen glänzenden Schuppen und bildetet am Fuße ihrer einst scharfen Krallen einen kleinen Teich aus Drachentränen.
Ihrer Kehle entrang sich kein Brüllen mehr..
Keine Schwingen mehr die sich kraftvoll bewegten..

Ein Gesang ertönte nur
eine Melodie die vom Schmerz der Welt kündete..
Eine Melodie,
die sang von Schönheit die einst war in ihrem Leben..

eine Melodie
die sang von der Liebe die einst beherrschte ihren Flug
eine Melodie
die sang von Sehnsucht die in ihrem Herzen herrschte

Still war die Welt um sie herum, die Geschöpfe des Waldes hielten ein in ihrem Tun und hörten auf die Stimme dieses Wesens..
Lange saß sie da auf dieser Klippe und lange war ihr Gesang an die Welt
In ihr ein Hoffen,
ein sehnen das ihr Gefährte ihren Gesang vernahm..
das er erkannte was ihr fehlte
das er erkannte warum sie nicht mehr den Spiel des Windes folgen konnte und sich nicht mehr erheben konnte in die Weiten des Firmamentes um mit langen Flügelschlägen ihre Welt wieder zu erobern.

Nach langer Zeit erkannt sie , das sie vergebens ihr Lied gesungen hatte..
Das ihr Mühen sinnlos war
und ihre Melodie im Nichts verklungen war..
das sie die einzige war aus ihrem Volke die noch am Leben war
So wob sie schweren Herzens einen Zauber um sich selber,
der ihren Leib in Stein verwandeln sollte..
ausharrend am Rande dieser Zeit..
bis sie einst geweckt werde
Geweckt von einem Zauberwesen wie sie eines ist..

So verklang leise ihre Melodie und ihr Körper verwandelte sich langsam zu Stein
Nur ganz oben.. einem Rinnsal gleich..
Entsprang diesem neuen Felsen hoch oben  ein Bächlein..
Drachentränen,
Aus Stein geboren, auf das sie zum Wasser des Lebens werden das die Menschheit erinnern sollte an Zeiten die einst waren
So wartet sie heute noch ..
Doch immer noch fließt das Wasser den Berg hinab ,
als schillernde
Drachentränen

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